Ein voller Aschenbecher, eine Überwachungskamera, zwei Barhocker und zwei Spielautomaten: kein Vergleich mit dem Reiz eines echten Casinos. Und doch wird mit dem kleinen Glücksspiel in halbdunklen Minicasinos wie jenem in der Wiener Taborstraße ein Millionen-Umsatz gemacht. Mit 50-Cent-Stücken.
Nach Berichten in diesem Monatsblatt und dieser Tageszeitung hat mich die Neugierde gepackt: ein Selbstversuch mit Spielautomaten. Dabei ist der Reiz auf den ersten Blick nicht erkennbar: Das zwei mal eineinhalb Meter große Zimmer hat die Atmosphäre einer Abstellkammer, mühselig müssen einzelne 50-Cent-Stücke eingeworfen werden, die Gewinnchancen sind verschwindend, die einzigen Verbindungen zur Außenwelt sind die Überwachungskamera und eine Klingel, mit der man einen Kellner rufen kann. Völlige Isolation – rund um die Uhr frei zugänglich. Keine Öffnungszeiten. Keine Kontrolle durch Angestellte oder andere Gäste. Kein Tageslicht.
Das macht die Gefahr dieser Zockerhöhlen aus: Einfach eintauchen in eine Parallelwelt voll grellblinkender Lichter und schrillmonotoner Dudelmusik, wo Zeit keine Bedeutung, Geld keinen Wert und Spiel keine Kontrolle hat – die perfekte Suchtzucht. Und das Geschäft mit dieser Spielsucht hat der Staat zum Teil an private Firmen abgetreten, die bessere Zahlen erwirtschaften, je mehr Süchtige es gibt …
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